Generalprobe für Arsenal geglückt: BVB siegt 6:1 gegen Stuttgart

Etwas ungewohnt musste der BVB an diesem Wochenende schon im Flutlichtspiel am Freitagabend gegen den VfB Stuttgart antreten. Wenn man gewonnen hat, sind diese Spiele immer etwas Tolles. Denn dann kann man sich am Samstag entspannt auf die Couch fläzen und schauen, was die Konkurrenz macht. Und genau so kam es, es wurde ein entspannter Samstagnachmittag für alle BVB-Fans.

Flutlichtspiele haben ja ohnehin immer einen ganz besonderen Reiz. Das Westfalenstadion war – selbstverständlich – ausverkauft, auch die Gäste aus Schwaben hatten 8.000 Fans mitgebracht, die in der ersten Halbzeit auch durchaus hörbar waren. Im Hinblick auf das bevorstehende Champions-League-Spiel gegen den Arsenal FC ist es sicherlich auch kein Nachteil, noch einen Tag Pause mehr zu haben.

Liedauswahl fiel auf

Nun fragten sich natürlich viele, wie die Dortmunder Fans sich verhalten würden. Während die Medien eher darauf lauerten, ob auf der Südtribüne Pyrotechnik abgebrannt werden wird, so war es aus Fansicht vielmehr interessant, wie die restliche Tribüne auf die Ultras reagieren würde, bzw. wie diese sich präsentieren würden. „The Unity“ hatte am Freitagvormittag erstmal eine Stellungnahme zu den Vorfällen beim Derby abgegeben.

Was deutlich auffiel im Gegensatz zu den letzten Spielen: die Liedauswahl der Vorsänger entsprach deutlich mehr dem breiten Geschmack der übrigen Fans. In letzter Zeit war – zu Recht – Kritik laut geworden, dass die Ultras zunehmend gegen die Süd ansingen, ihre „typischen“ Endloslieder mit Macht durchsetzen wollten und immer weniger spielbezogenen Support aufzogen. Es ist eine schwierige Sache mit diesen langen, strophenreichen Liedern: natürlich sind die durchaus kreativ und die Texte sind ja auch gut. Aber es bleibt eben das Problem, dass solche Lieder auf einer 25.000 Zuschauer fassenden Stehtribüne nicht sonderlich praktikabel sind. Bis überhaupt nur die Nachbarblöcke von 12 und 13 mal den kompletten Text verstanden und auswendig gelernt haben, sind die Lieder schon wieder out.

Die langen Lieder…

Zudem sind die Melodien häufig überhaupt nicht mitreißend, sondern vielmehr dazu angetan, einen wabernden, monotonen Klangteppich entstehen zu lassen, der nach und nach das ganze Stadion einzuschläfern scheint – und manchmal, so mein Eindruck, lullt er sogar die Spieler ein. Das kann nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein. In einem kleinen Stadion, in einem kleinen Block, z.B. bei den Spielen der Amateure im Stadion Rote Erde, können diese Lieder richtig geil kommen, aber ich bleibe dabei: für ein so großes Stadion wie das Westfalenstadion ist dieses Liedgut nicht geeignet. Zumindest nicht in der Häufigkeit und Länge, wie es zuletzt häufig zu hören war.

Am Freitag war es anders, die Liedauswahl bediente eher den Geschmack der Masse und somit wurden die Lieder auch deutlich besser angenommen. Als in der zweiten Halbzeit dann doch einmal „Supergirl“ angestimmt wurde, kam auch das wirklich laut. Unabhängig davon ob man das Lied mag oder nicht, aber zu diesem Zeitpunkt und bei diesem Spielstand (4:1 meine ich) passte das Lied gut. Wenn ein Spiel entschieden ist, egal ob Sieg oder Niederlage, passt dieses Lied und dann wird es auch angenommen. Aber solange ein Spiel noch von der Spannung lebt und auf der Kippe steht, ist es einfach fehl am Platze.

Die blöden Standards…

Sportlich gesehen fing das Spiel erst mal nicht berauschend an: zwar war der BVB von Anfang an eigentlich drückend überlegen, doch trotzdem lag man nach 13 Minuten auf einmal 0:1 hinten. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass das Gegentor aus einer Standardsituation entstanden war – immer noch die Achillesferse des BVB. Nach einer Ecke von Maxim, an dem Borussia angeblich interessiert sein soll, köpfte Haggui ein. Zugeteilt war Sokratis, der aber hier nicht auf dem Posten war. Diesen Fehler bügelte er aber sechs Minuten später wieder aus.

Unglaubliches tat sich im Westfalenstadion. Viele rieben sich verwundert die Augen. Manch einer hatte das Tor vielleicht gar nicht mitbekommen und war, als der BVB eine Ecke zugesprochen bekam, gleich Bier holen gegangen. Ein Fehler. Man schrieb die 19. Minute, als die Ecke in den Strafraum segelte. Dort stand unser schweigsame Grieche und köpfte den Ball schulbuchmäßig ins Netz! Nach 200 erfolglosen Ecken endlich mal wieder ein Tor! Hoffentlich müssen wir auf das nächste Tor nach einer Ecke nicht wieder so lange warten…

Strittige Szene

Nun nahm der BVB Fahrt auf. Drei Minuten nach dem Ausgleich setzte sich der starke Marco Reus auf der linken Seite mit einem fantastischen Solo gegen mehrere Gegenspieler durch und erzielte mit einem Flachschuss ins rechte untere Eck das 2:1 für den BVB. Seine Überlegenheit gab der BVB nicht mehr aus der Hand, aber dennoch kam es noch einmal zu einer strittigen Situation.

In der 43. Minute hätte es fast Elfmeter für den VfB gegeben. Kevin Großkreutz ging im Strafraum in den Zweikampf mit dem jungen Timo Werner, der zu Fall kam. Schiri Florian Meyer pfiff zunächst Elfmeter, nahm diesen aber nach Rücksprache mit seinen Assistenten aber wieder zurück und weiter ging es mit Schiedsrichterball. Auch nach mehrmaligem Studium der Fernsehbilder kann man die Szene nicht so richtig auflösen. Die Tendenz geht eher in die Richtung, dass Meyers zweite Entscheidung richtig war. Großkreutz geht zwar relativ konsequent auf Werner, doch der fällt sehr leicht und schiebt auch ein bisschen gegen den Dortmunder. Und grundsätzlich ist es ja nicht verboten, einen Gegenspieler im Strafraum zu berühren. Ein klarer Elfmeter, wie es VfB-Sportdirektor Fredi Bobic nach dem Spiel einordnete war es sicherlich nicht. Ein bisschen Glück hatte der BVB in dieser Szene aber schon, denn es gibt durchaus kleinliche Schiris (Stark!), die hier Elfmeter gegeben hätten.

Die 18 Minuten des Robert L.

Die BVB-Fans konnten aufatmen und mit 2:1 ging es zum Pausenbier. Nach Beginn der zweiten Halbzeit wollte Borussia keinen Zweifel mehr daran aufkommen lassen, wer hier Herr im Hause ist. Nun schlug die Stunde der Robert Lewandowski oder besser gesagt: die 18 Minuten des Robert Lewandowski. In der 54. Minute legte Reus den Ball mit der Hacke auf den Polen und der ließ sich nicht zwei Mal bitten – 3:1. Nur zwei Minuten später schob er nach einem Traumpass von Henrikh Mkhitaryan lässig zum 4:1 ein.

Jürgen Klopp wechselte im Hinblick auf das Champions-League-Spiel gegen Arsenal schon nach knapp einer Stunde Jakub Blaszczykowski und Marcel Schmelzer aus, für sie kamen Pierre-Emerick Aubameyang und Erik Durm. Und Lewandowski hatte immer noch nicht genug: in der 72. Minute brachte Kuba den Ball aus spitzem Winkel aufs Tor, VfB-Keeper Ulreich konnte noch parieren, doch gegen den Nachsetzer von Lewandowski hatte er dann keine Chance. 5:1 führte der BVB und Lewandowski hatte sich mit einem lupenreinen Hattrick verewigt.

Schönen Gruß und Auf Wiedersehn!

Und immer noch hatte der BVB nicht genug: in der 81. Minute lupfte Aubameyang den Ball von der Strafraumgrenze butterweich über Ulreich hinweg. Lewandowski wollte den Ball noch mit dem Kopf ins Netz drücken, doch dieser Treffer gehört der Nummer 17: ohne eine weitere Berührung landete sein Lupfer im Tor.

Bei 6 ist Schluss. Zwar hätte es auch noch Chancen für ein siebtes Tor gegeben, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund, ist beim BVB seit 30 Jahren bei 6 Toren immer Ende. Machte aber nichts. Die Südtribüne tanzte den BVB-Walzer, verkündete den BVB prophetisch als kommenden Deutschen Meister und verabschiedete die Schwaben im Stile der Toten Hosen mit weißen Taschentüchern und dem Klassiker „Schönen Gruß und auf Wiedersehen“.

Die Generalprobe ist geglückt. Die „Gunners“ können kommen.

Borussia Dortmund: Weidenfeller – Großkreutz, Sokratis, Hummels, Schmelzer (71. Durm) – Bender, Sahin – Blaszczykowski, Mchitarjan (76. Schieber), Reus (59. Aubameyang) – Lewandowski
VfB Stuttgart: Ulreich – Sakai, Schwaab, Haggui, Boka – Kvist, Gentner – Leitner (85. Traoré), Maxim, Werner (74. Harnik) – Ibisevic (68. Abdellaoue)
Tore: 0:1 Haggui (13.), 1:1 Sokratis (19.), 2:1 Reus (22.), 3:1 Lewandowski (54.), 4:1 Lewandowski (56.), 5:1 Lewandowski (72.), 6:1 Aubameyang (81.)
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)
Zuschauer: 80.645 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Sokratis (1) / —

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